Abbas Schirmohammadi und Sandra Riesenhuber: Entspannung pur!

Die Corona-Pandemie beengt und beängs­tigt viele von uns. Eine Krise bedeutet vermehrt Stress und Stress erhöht unsere Krankheitsanfälligkeit. Umso wichtiger ist es, dass wir Tools kennen und nutzen, die Kraft schenken und Entspannung bereiten, den Fokus weg von Problemen hin zu Lösungen verschieben und uns harmonisieren.

Eine dieser Tools ist das Autogene Training, das wir dir hier vorstellen.

Das Autogene Training ist eine auf Autosuggestion basierende, wissenschaftlich anerkannte Entspannungsform. Es wirkt beruhigend, lösend und regenerierend auf den ganzen Organismus. Der Übende befindet sich in einem Zustand vertiefter Konzentration und Meditation. AT entspannt nicht nur körperlich, sondern trainiert auch den Kreislauf und die Konzentrationsfähigkeit, schafft einen klaren Kopf und lehrt den Praktizierenden, Körper, Geist und Seele allein mit der Kraft seiner Gedanken positiv zu beeinflussen.

Entwicklung der Methode
Die Suggestion ist eines der ältesten Heilmittel der Medizin. So findet sich bereits in einem ägyptischen Papyrus aus dem 16. Jahrhundert v. Chr. ein Bericht über suggestive Behandlungsmaßnahmen: „Lege die Hände auf ihn, um den Schmerz der Arme zu beruhigen, und sage, dass der Schmerz verschwinden wird.“ Der Erste, der die Hypnose als Suggestivverfahren der Neuzeit wissenschaftlich bearbeitete, war der Chirurg James Braid, 1843: Er erkannte die physiologischen und psychischen Voraussetzungen des schlafähnlichen Zustandes, prägte den Namen „Hypnose“ und setzte Hypnotisierung als medizinisches Behandlungsverfahren ein. Ende des 19. Jahrhunderts beschäftigte sich der Hirnforscher Oskar Vogt mit der Selbsthypnose: Er wandte diese als prophylaktische Ruhepause an, mit der Patienten wachsenden Erregungs- und Anspannungssituationen begegneten.
1926-32 entwickelte der deutsche Arzt Dr. Johannes H. Schultz das Autogene Training. Er kreierte damit eine einzigartige Entspannungs- und Ruhetechnik, die unabhängig von kulturellem Umfeld und Weltanschauung anwendbar ist. Seitdem gilt AT als bewährte Therapiemethode, auf die viele Therapeuten zurückgreifen, um Stress und psychosomatische Störungen ihrer Klienten zu behandeln. Zudem ist das Autogene Training die beliebteste Entspannungsmethode der Deutschen, die diese selbstständig anwenden können.

Der Trick der Programmierung
Im AT wird eine Programmierung des vegetativen Nervensystems durchgeführt. Dieses ist u. a. für Herzschlag, Atmung, Blutdruck und Gefäße verantwortlich und besteht aus Sympathikus (Arbeit, Stress, Anspannung) und Parasympathikus (Ruhe, Entspannung, Erholung). Das Autogene Training bewirkt über seine gezielten Suggestionen eine Umschaltung aus dem hektischen Alltag auf wohlige Ruhe und Entspannung, es findet eine Harmonisierung des gestörten vegetativen Gleichgewichts statt.

Einfach erlernbar, höchst effektiv, jederzeit durchführbar
AT kann immer und überall praktiziert werden. Das klassische Programm dauert ca. 20 Minuten, aber auch Kurzformen, z.B. 5 oder 10 Minuten, sind effektiv. Die Technik wird liegend oder sitzend durchgeführt. Alles was einschnürt (z.B. Gürtel, Ringe), sollte gelockert werden. AT kann man selbst durchführen, indem man eine Übungs-CD hört und den Anweisungen des Sprechers folgt, oder – wenn man geübter ist – sich selbst die Formeln im Geiste vorsagt. Sanfte Musik im Hintergrund hilft, tiefer in die wohlige Entspannung hineinzukommen.

 

Die sieben Autogenes Training Grundstufen-Übungen
Die Ruheübung, die für jede konzentrative Einstellung erforderlich ist, hat die Suggestion „Ich bin ruhig und entspannt“. Man soll das Entspannen geschehen lassen, damit es von selbst kommt, die Gedanken, die noch da sind, einfach ziehen lassen. In der absoluten Ruhe, die sich wie ein Mantel schützend um einen legt, folgen die nächsten Übungen.
Die Schwereübung nutzt die Vorstellung „Mein Körper ist angenehm schwer“. Die Suggestion bewirkt eine wohlige Müdigkeit und Gliederschwere. Durch das Gefühl der Schwere gewinnt man Abstand zu allem, was einen bedrückt. Die Muskeln lockern sich, die Entspannung wird vertieft.
Die Wärmeübung lautet: „Mein Körper ist angenehm warm.“ Bei dieser Gefäßentspannung wird eine innere strömende Wärme, oft auch angenehmes Kribbeln in Handflächen und Fußsohlen empfunden. Es kommt zur entspannenden Gefäßerweiterung.
Mit der Atemübung „Mein Atem ist ruhig und gleichmäßig“ findet der Übende seinen eigenen Atemrhythmus. Ziel ist eine konzentrative Einstellung auf das Atmen, sich dem Rhythmus bewusst zu werden und die Wirkung der Atmung zu spüren.
Die Herzübung lautet: „Mein Herz schlägt ruhig und gleichmäßig.“ Alternativ kann sich auf den Puls konzentriert werden.
Es folgt die Sonnengeflechtsübung „Mein Sonnengeflecht ist strömend warm“. Das Sonnengeflecht (unterhalb des Zwerchfells zwischen Ende Brustbein und Bauchnabel) regt den Stoffwechsel an, fördert die Verdauung, beeinflusst Magen, Darm, Leber, Gallenblase, Bauchspeicheldrüse und die Sexualdrüsen. Das erfolgreiche Durchführen dieser Übung ist der Schlüssel für viele heilsame Umschaltungen im Organsystem.
Die letzte ist die Kopfübung: „Meine Stirn ist angenehm kühl.“ Ziel ist es, einen klaren, freien Kopf zu gewinnen. Eine Leistungssteigerung kann programmiert werden. An dieser Stelle werden neue Denkwege gebahnt, sie werden als Engramme aufgezeichnet, und einmal damit vertraut, ist die Erhöhung der Konzentrationsfähigkeit selbstverständlich.
Zwischendurch kann sich immer wieder auf die Ruhe konzentriert werden: „Ich bin ganz ruhig und entspannt.“
Jede Formel soll 6x wiederholt werden, Ausnahme Stirnformel (3x).

 

Das Lösungsritual

Schließlich wird die Entspannungshaltung mit folgendem Ritual gelöst:
– Hände zu Fäusten ballen, Arme beugen und strecken
– tief atmen
– Augen auf, recken und strecken, Zurücksein im Hier und Jetzt

Wobei kann AT alles helfen?
Autogenes Training ist eine Entspannungsmethode, um Gesundheit zu erhalten und zu fördern. Darüber hinaus sind Linderung bis Heilung körperlicher und psychischer Probleme und Erkrankungen wissenschaftlich belegt, u. a. bei:
– Angststörungen
– Asthma bronchiale
– Burn-out
– Durchblutungsstörungen
– Hautkrankheiten
– Herzrhythmusstörungen
– Hypertonie
– Kopfschmerzen
– Magen-Darm-Beschwerden
– Muskelverspannungen
– Psychosomatischen Erkrankungen
– Schlafstörungen
– Schmerzen
– Sexualstörungen
– Stress
– Tinnitus
– Wechseljahresbeschwerden

 

Formelhafte Vorsätze

sind individuelle Anregungen oder Aufträge, die sich der Übende im Zustand der Entspannung vorgeben kann und die ihm später zur Verfügung stehen. Sie dienen dazu, sich positive, erwünschte Angewohnheiten anzugewöhnen und negative, unerwünschte Angewohnheiten abzugewöhnen. Sie werden eingebaut nach der Stirnformel (6x).

 

Beispiele:

– Gegen Schmerzen: „Mein … (z. B. rechter Oberschenkel) ist beweglich und gesund.“
– Gegen Ängste: „Ich bin mutig und stark.“
– Gegen Hautkrankheiten: „Meine Haut ist frisch und geschmeidig.“
– Gegen Kopfschmerzen: „Mein Kopf ist frei, frisch und klar.“
– Gegen Schlafstörungen: „Ich schlafe nachts tief und gut.“

 

Die großen Vorteile des AT

– Wurde über 7 Jahre erforscht, erprobt und ausgearbeitet.
– Die Wirksamkeit ist in hunderten wissenschaftlichen Studien belegt.
– Die Methode ist seit über 85 Jahren unverändert.
– Die Erfolgsquote liegt bereits nach dem ersten Setting bei 90 %.
– Die positive Wirkung stellt sich schnell ein.
– Die Technik ist einfach zu erlernen.
– AT ist überall und zeitlich flexibel einsetzbar.
– Es kann von Jung bis Alt durchgeführt werden.
– AT hat keine Nebenwirkungen.
– Hilft bei vielen Beschwerden durch individuelle Formel.

 

Autogenes Training zum Mitmachen

Lege oder setze dich bequem hin und mache es dir gemütlich. Schließe deine Augen und atme ein paar Mal tief ein und aus – und beim Ausatmen lasse alle Gedanken ziehen.
Atme nun ruhig weiter und lockere alle Muskeln deines Körpers. Schaffe dir deinen persönlichen Wohlfühlort und genieße die wundervolle Ruhe und Entspannung, die du erfährst.
Denke und fühle: Ich bin ruhig und entspannt. (6x) Konzentriere dich auf deinen Körper und stelle dich sechsmal auf eine angenehme Schwere ein.
Denke und fühle: Mein Körper ist angenehm schwer. (6x) Stelle dich nun auf eine wundervolle Wärme ein.
Denke und fühle: Mein Körper ist angenehm warm. (6x)
Spüre deinen Atem: Mein Atem ist ruhig und gleichmäßig. (6x)
Leite deine Aufmerksamkeit auf dein Herz: Mein Herz schlägt ruhig und gleichmäßig. (6x)
Konzentriere dich auf dein Sonnengeflecht und spüre: Mein Sonnengeflecht ist strömend warm. (6x)
Wandere hoch zu deiner Stirn: Meine Stirn ist angenehm kühl. (3x)
Genieße diesen wunderschönen entspannten Zustand. 

Bereite dich darauf vor, diese Entspannung zu beenden. Sei dir bewusst, dass du diesen wunderschönen Zustand transportieren kannst in das Hier und Jetzt. Balle deine Hände zu Fäusten, beuge und strecke deine Arme, atme tief ein und aus, recke und strecke dich. Öffne deine Augen, und du bist hellwach, frisch, munter und voller Energie zurück im Hier und Jetzt, dir geht es gut.

Abbas Schirmohammadi: Heilpraktiker für Psychotherapie, Coach, Mentaltrainer. Arbeitet mit seiner eigenen Methode der Lösungsorientierten Visuellen Psychotherapie. Autor zahlreicher Entspannungs-, Mentaltrainings- und Coaching-Hörprogramme. Assistent der Geschäftsleitung und Dozent der Paracelsus Heilpraktikerschulen für Naturheilverfahren.
kontakt@abbas-schirmohammadi.de www.abbas-schirmohammadi.de

 

Sandra Riesenhuber: examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin, Nie-Wieder-Rauchen-Coach®, Wellnesstrainerin, Psychologische Beraterin und Autorin. Die Suchtexpertin hat sich v.a. auf Raucherentwöhnung und Gewichtsabnahme spezialisiert. In ihrem facettenreichen Konzept vereint sie Elemente aus Hypnose, NLP, Akupressur und Entspannung. www.riesenhuber-coaching.de welcome@riesenhuber-coaching.de

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