Thich Nhat Hanh: Der Klang der Stille

Gedanken abschalten. Wenn man das nur könnte. Ganz einfach, meint Zen-Meister Thich Nhat Hanh. Sogar wenn wir unter Menschen sind, können wir uns sehr einsam fühlen. Wir sind zusammen einsam. Da ist eine Leere in uns und die ist unbehaglich, also füllen wir sie mit etwas, um sie loszuwerden. Was fürchten wir eigentlich?

Es kann eine innere Leere sein, ein Gefühl von Vereinzelung, ein Kummer oder einfach Unruhe.
Vielleicht fühlen wir uns verlassen und ungeliebt oder wir haben den Eindruck, dass uns irgendetwas ganz Wichtiges fehlt.
Nicht sprechen, das allein kann schon inneren Frieden schaffen. Wenn wir uns dann auch noch die Wohltat des inneren Schweigens gönnen, finden wir in dieser Stille wunderbare Leichtigkeit und Freiheit. Die Aufmerksamkeit von unseren Gedanken abzuziehen, um zu dem zurückzukehren, was tatsächlich gerade geschieht – das ist eigentlich die Hauptpraxis der Achtsamkeit.
Es ist jederzeit und überall möglich und macht das Leben so viel erfreulicher. Beim Kochen, während der Arbeit, ja beim Zähneputzen, Wäschewaschen oder Essen verspricht das Abschalten unseres Denkens und Sprechens immer einen erfrischenden Hochgenuss.

Nicht dass wir überhaupt nicht denken dürften. Neulich wurde ich von einer Nonne gefragt: „Ich habe mit so vielen schwierigen Dingen umzugehen, wenn ich da nicht denken kann, wie soll ich dann Lösungen finden?“ Machen wir uns bewusst, dass nur „rechtes Denken“ wirklich nützlich ist.
Im Allgemeinen sind 90 Prozent oder mehr unserer Gedanken kein rechtes Denken, sie drehen uns im Kreis herum und führen nirgendwohin. Je mehr wir so denken, desto fahriger und rastloser werden wir in Geist und Körper. Solches Denken löst keine Probleme. Rechtes Denken erfordert Achtsamkeit und Konzentration.
Nehmen wir irgendein Problem, das es zu lösen gilt. Dabei sollten wir unser Geist-Bewusstsein einfach mal pausieren lassen und dem Speicher-Bewusstsein die Suche nach einer Lösung anvertrauen – wie wir Samen, die wir säen, letztlich der Erde und dem Himmel anvertrauen müssen.
Unser Verstand ist nicht der Erdboden, sondern nur die Hand, die den Samen in die Erde bringt. Unser Speicher-Bewusstsein ist der fruchtbare Boden, in dem der Same keimen kann.
Es arbeitet, während wir schlafen. Auch beim Gehen und Atmen ist es tätig, sofern wir es nicht mit unserem Denken stören. Und eines Tages ist die Lösung da.

 

Thich Nhat Hanh
„Stille, die aus dem Herzen kommt. Innere Ruhe finden in einer lauten Welt.“
Verlag: Lotos
Seiten: 160 Seiten
ISBN: 978-3-7787-8257-6

 

Thich Nhat Hanh, 1926 in Vietnam geboren, gehört als sozial engagierter buddhistischer Mönch und Zen-Meister zu den bedeutendsten spirituellen Lehrern der Gegenwart. Die schmerzhaften Erfahrungen des Vietnamkriegs haben sein Bewusstsein dafür gestärkt, wie die buddhistische Lehre und insbesondere die Entwicklung von Achtsamkeit dazu beitragen können, Konflikte zu lösen oder erst gar nicht entstehen zu lassen. Thich Nhat Hanh lebt im Exil, seit ihm anlässlich einer Reise in die Vereinigten Staaten 1966 die Regierung von Südvietnam die Rückkehr in seine Heimat verweigerte. Er ist Autor zahlreicher Bücher und engagiert sich in der Friedensarbeit und Flüchtlingsbetreuung.

Engelwege

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