Michaela Hörl: Ein befreites Lebensgefühl zurückgewinnen durch Smartphone-Pausen

Ein befreites Lebensgefühl zurückgewinnen durch Smartphone-Pausen

Als Kind der 1980-Jahre, habe ich das Glück, noch ohne Handy und Smartphone aufgewachsen zu sein. Was für ein Geschenk, dieses Lebensgefühl mitbekommen zu haben, denn wir Kinder konnten dadurch noch viel befreiter spielen. Dabei hatten wir – heutzutage fast undenkbar, das vollste Vertrauen der Erwachsenen, dass wir auch ohne Handy gut behütet sind und zum Abendessen oder zur vereinbarten Zeit auch wieder nachhause kommen. Sicher ist es manchmal auch später geworden, weil man die Zeit im Spiel mit den Freunden ganz vergessen hat, aber das Tadeln über das Zuspätkommen hat man für ein weiteres Abenteuer und späteres Abendessen gerne in Kauf genommen. Damals galt uns auch ein ungeteilteres Interesse der Eltern, im warsten Sinne des Wortes „un-geteilt“, denn es drehte sich nicht wie heute alles darum, möglichst viel in den sozialen Netzwerken zu teilen, Fotos zu posten und dadurch vielleicht so manchen Moment im Kreis der Familie auszulöschen, weil man mit dem Blick aufs Smartphone vom gemeinsamen Erleben frühzeitig abweicht. Man konnte damals vielleicht auch tiefgründigere Gespräche und Erfahrungen im Miteinander stattfinden lassen und Momente besser ausschöpfen, bevor man sie teilte.
Es ist kaum mehr vorstellbar, dass das eine Zeit war, in der man tatsächlich nur erreichbar war, wenn man sich Zuhause in der Nähe des Festnetz-Telefons aufhielt. Ihr erinnert euch vielleicht noch an diese Retro-Telefone, mit Kabel und großer Wählscheibe. Heutzutage wären sie wohl der perfekte Freischein, um aus der ständigen Erreichbarkeit auszusteigen.
Wir haben durch die moderne Zeit der Smartphones fast schon vergessen wie es war, auf Reisen und im Urlaub, oder wenn man das Haus oder die Wohnung verlassen hat, völlig ungestört dem nachgehen zu können, was man vorhat, ohne unterbrochen zu werden. Auch bei Verabredungen hielt man sich automatisch mehr an die vereinbarte Uhrzeit, denn man hatte ja nicht die Möglichkeit von unterwegs aus anzurufen. Im Urlaub war man tatsächlich nur über Hotel-Telefone oder Telefonzellen erreichbar. Der Schriftverkehr fand noch über den Postweg oder höchstens per Fax statt, man musste also ganz selbstverständlich Geduld mitbringen wenn es um Kommunikation und Erreichbarkeit ging. Natürlich sind die modernen und neuen Wege der schnelleren Kommunikation in vielen Bereichen von Vorteil, auch der Austausch und die Möglichkeiten in den sozialen Netzwerken wollen hier nicht abgewertet werden. Trotzdem nimmt uns diese Lebensform im Gegenzug auch ein großes Stück unserer Freiheit, obwohl sie auf den ersten Blick vermittelt, dass wir durch sie mobiler und freier in unserer Kommunikation und im Austausch sind.
War das nicht ein ganz anderes Gefühl von Freiheit, am letzten Tag vor dem Sommerurlaub noch alle Arbeiten erledigt zu haben und dann für einige Zeit „abzutauchen“. Kein Anruf vom Chef, KollegInnen oder von MitarbeiterInnen wenn man eine Führungsposition hatte. Eine wirkliche Auszeit, bei der niemand „Anklopft“ über Whatsapp, sms oder email und etwas ganz dringend und gleich braucht oder unbedingt etwas erzählen oder teilen möchte, während man vielleicht gerade mit der Familie, dem Partner oder Freunden unterwegs ist. Das war eine Zeit, in der man auch die Wochenenden noch ungestörter auskosten konnte. Ganz präsent im Moment und mit ungeteilter Aufmerksamkeit bei den Menschen mit denen wir gerade zusammen waren.
Zu solchen wirklichen Auszeiten und Erfahrungen gelangen viele Menschen heutzutage nur noch mit teilweise hart erkämpften Smartphone-Pausen oder wenn sie irgendwo unterwegs sind, wo sie keinen Netzempfang am Smartphone haben.

Die Gesellschaft verlangt und erwartet mittlerweile die ständige Präsenz und Erreichbarkeit und das am Besten Rund um die Uhr. Sich aus dieser Erwartungshaltung zu befreien, ist tatsächlich für viele Menschen mit  großen Herausforderungen verbunden. Wir sind sozusagen wörtlich „im Netz“ der modernen Technik und des Fortschritts gefangen.

Das Umfeld hat sich daran gewöhnt, dass man ständig erreichbar ist. Antwortet man nicht sofort auf eine Whatsapp oder sms, oder ist man mal nicht erreichbar, riskiert man schnell Kritik und wird vielleicht sogar dafür verantwortlich gemacht, dass durch unsere Nichterreichbarkeit eine Arbeit ins Stocken geriet, sich jemand Sorgen gemacht hat oder dass wir jemand das Gefühl vermittelt haben, dass er zurückgewiesen wird. Die ständige Erreichbarkeit ist in unserer modernen Welt bereits Standart und Voraussetzung geworden.

Aber welche Folgen hat diese ständige Erreichbarkeit?

Die Geschäftigkeit der Menschen hat seitdem es Smartphones gibt um ein Vielfaches zugenommen. Stress, Druck und vor allem Rast- und Ruhelosigkeit gehören mittlerweile für viele Menschen zu ihrem Lebensgefühl dazu, als wäre es nie anders gewesen. Zeiten der Erholung und Entspannung müssen durch Yogastunden oder durch sonstige Freizeit-Angebote, Entspannungs- und Achtsamkeits-Seminare, bei denen das Smartphone ausgeschaltet bleiben „muss“ gerechtfertigt werden.
Der schnelllebige und moderne Lebensstil lässt also nur noch wenige Erholungsphasen, Rückzugsmöglichkeiten und vor allem ungestörte Momente, auf die wir uns voll und ganz einlassen können zu. Es gibt also nur noch sehr wenige Zeiten, in denen wir nicht durch einen Anruf oder einer Nachricht abgelenkt werden und ganz bei uns, dem Partner oder der Familie sein können. Wir kennen das alle, ein schöner Moment kann schnell verpuffen, wenn uns ein hektischer oder fordernder Anruf dazwischenkommt. Da wäre es manchmal von Vorteil, gerade in diesem Moment in einem Funkloch zu sein, einen leeren Akku oder das Smartphone auf den Flugmodus geschaltet zu haben.

Sind wir aufgrund der modernen Lebensform dieser ständigen Erreichbarkeit wirklich hilflos ausgeliefert?

Auch wenn die Erwartungen im Berufsleben und im Alltag die ständige Erreichbarkeit voraussetzen und fordern, können wir uns dennoch dafür entscheiden, unser Leben dahingehend zu verändern, wieder in ein entspannteres Lebensgefühl zurückzukehren, wenn wir uns durch diese fordernde Lebensform belastet fühlen.
Besonders wenn unser moderner Lebensstil nur noch wenig Erholung und Auszeiten zulässt, ist das bereits ein Warnsignal, das uns zeigt, dass wir etwas verändern sollten. Für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden ist eine ausgeglichene Work-Life-Balance sehr wichtig. Die Work-Life-Balance umfasst hier auch die ständige Erreichbarkeit für Andere außerhalb der Arbeit und die Verpflichtungen die wir uns damit selbst auferlegen, die uns ständig fordern und keine Ruhezeiten zulassen.
Ich möchte dir nachfolgend ein paar Impulse schenken, wie du aus diesem Konstrukt der ständigen Verfügbarkeit aussteigen kannst, ganz in deinem Tempo, entweder mit kleinen oder gleich mit größeren Schritten, um zu einem entspannteren Lebensgefühl zurückzufinden.
Auch wenn du zu Beginn vielleicht auf Kritik stößt, liegt die Gestaltung deines Lebens bei dir und mit einer Veränderung hin zu einem entspannteren und befreiterem Lebensgefühl, wirst du mit der Zeit auch dein Umfeld inspirieren, es dir gleichzutun.
  • Schalte das Smartphone auf den Flugmodus während du deine Mahlzeiten einnimmst und konzentriere dich ganz auf das Essen oder die gemeinsame Mahlzeit mit deiner Familie oder deinem Partner.
  • Versuche dein Smartphone beim Schlafengehen und während der Nacht auf den Flugmodus zu schalten, um einen ungestörten und erholsamen Schlaf zu fördern.
  • Baue smartphonefreie Zeiten aus, indem du dich daran gewöhnst immer mal wieder  Aktivitäten ohne Smartphone als Begleiter zu machen. Lasse dein Smartphone z. B. bei Einkaufstouren, Treffen mit Freunden, Waldspaziergängen, Wanderungen, etc. zuhause.
  • Lege fixe Zeiten fest, in denen du in den sozialen Netzwerken unterwegs bist. Halte dich außerhalb dieser Zeiten nicht in den sozialen Netzwerken oder im Internet auf.
  • Versuche beim Lesen eines Buches, bei deinen Hobbies, bei Treffen mit Freunden, beim Arbeiten im Garten oder sonstigen Aktivitäten ganz bei der Sache zu sein und probiere während dieser Zeit das Smartphone auf den Flugmodus zu schalten bzw. zuhause zu lassen.
  • Lasse das Smartphone bewusst in der Tasche oder schalte es sogar auf dem Flugmodus wenn du unterwegs bist. Traue dich z. B. auch in den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht auf das Smartphone, sondern um dich zu blicken.  Vielleicht tauschst du sogar ein freundliches Lächeln oder ein paar Worte aus. Du kannst während der Fahrt auch die Landschaft betrachten und so etwas zur Ruhe kommen.
  • Lasse bei Aktivitäten mit der Familie oder beim Besuch des Spielplatzes mit Kindern bewusst das Smartphone zuhause oder schalte es auf den Flugmodus.
  • Verwende bei Wanderungen ganz bewusst nicht das Smartphone zur Navigation, sondern Karten, Wanderweg-Markierungen und Wegweiser. Falls du mal nicht weiterweißt, frage vorbeikommende Wanderer oder versuche dein Bauchgefühl, deine Intuition sprechen zu lassen. Erkenne, dass vermeintliche Irr- oder Umwege manchmal sogar wertvoll sind, weil sie zu Plätzen oder Begegnungen führen können die interessant sind.
  • Versuche dich wenn du unterwegs bist wieder mehr auf dein Bauchgefühl als Wegweiser zu verlassen und ziehe Wegweisung und Orientierung durch Begegnungen mit Ortskundigen dem Einsatz von Google Maps vor. Auch im Urlaub funktioniert das sehr gut, denn durch die Begegnung mit den Menschen bekommt man oft sogar super Insider-Tipps, die man im Internet oder bei Google Maps nicht erfahren hätte. Auch die Begegnungen die dadurch stattfinden können oft sehr bereichernd sein.
  • Schalte das Smartphone bei Urlaubsreisen so oft wie möglich auf den Flugmodus, lasse es am Besten im Hotel oder in deiner Unterkunft. Melde dich vor einer Reise bei deinem Umfeld mit dem Hinweis ab, dass du nicht ständig erreichbar sein wirst. Auch den Empfang von berufsbezogenen emails kannst du einschränken, indem du z. B. für die Urlaubszeit den entsprechenden email-Account am Smartphone auf inaktiv schaltest. Wenn es dir wichtig ist in den sozialen Netzwerken etwas zu teilen, reicht das vielleicht auch einmal pro Tag. Überliege dir dafür wieder eine fixe Zeit in der du online bist.
  • Versuche die Smartphone-Auszeiten auszudehnen auf mehrere Stunden, einen halben oder sogar ganzen Tag.
  • Fördere in deiner Familie, bei Kindern, Jugendlichen und deinem Umfeld das Bewusstsein für die Natur und für „echte“ Begegnungen im sozialen Miteinander. So zeigst du ihnen auf, dass das Leben viel mehr zu bieten hat als den Blick aufs Smartphone und Zeiten in den sozialen Netzwerken.
  • Gestalte dein Leben stressfreier und entschleunige, indem du Familie, Bekannte und Vorgesetzte oder Kollegen darüber informierst, dass du nicht mehr dauerhaft abrufbar bist, weil du Smartphone-Auszeiten einrichten möchtest. Dein Umfeld wird sich daran gewöhnen und es dir vielleicht gleichtun. Das entlastet und nimmt den Druck aus Verbindungen. Ich weiß für manche Menschen scheint es mittlerweile das Sicherheitsgefühl sehr zu beeinflussen, wenn man mal ohne Smartphone unterwegs ist, bzw. es mal auf den Flugmodus schaltet, denn es könnte ja was passieren oder man könnte ja gebraucht werden. Das Smartphone kann sicher in vielen Situationen Hilfe leisten, vertraue hier ganz deinem Gefühl und deiner Einschätzung. Das musst du dir vielleicht erst mal etwas zurückerobern, diese Sicherheit, dass du dein Smartphone dann dabeihaben wirst, wenn es wichtig ist. Versuche dein Vertrauen zu stärken, dass du Erreichbar sein wirst wenn es nötig ist und dass deine Sicherheit oder die Sicherheit deiner Mitmenschen nicht alleine vom Mitführen eines Smartphones abhängt. Hole dir dazu das Bild aus der Vergangenheit her, in der es noch keine Smartphones und Handys gab. Unsere Sicherheit im Leben hängt nicht nur allein von einem Smartphone ab, mache dir das bewusst. Vielmehr regt es unser Vertrauen, unser kreatives Denken und intuitives Handeln an, wenn wir wieder Zeiten ohne dem ständigen Zugriff auf das Internet, mit all seinen Tipps und Tricks, verbringen. Wir tragen so viel Wissen und Weisheit in uns und müssen uns nur wieder dafür sensibilisieren es abrufen zu können. Für die Verbindung mit dieser weisen Quelle in uns brauchen wir kein Internet.
  • Natürlich gibt es auch immer mal wieder Zeiten in der die Erreichbarkeit wichtig ist, weil man ein krankes Familienmitglied pflegt oder ein naher Mensch Unterstützung braucht, etc. Vertraue dir, dass du das richtig entscheiden wirst, wann du erreichbar sein musst. Wenn es die Situation nicht mehr erfordert erreichbar zu sein, bemühe dich wieder um Smartphone-Auszeiten.

Die Chance und Auswirkung dieser Veränderung!

Vielleicht sollten wir uns vor Augen halten, dass junge Menschen gerade in eine Zeit hineinwachsen in der das digitale Miteinander das „echte“ Miteinander immer mehr ablöst. In der eine dauerhafte Reizüberflutung durch Smartphone-Konsum Standart ist. In der Kinder und Jugendliche von den Erwachsenen lernen, sich mit Kopfhörern und dem Blick ins Smartphone von „echten“ Begegnungen zu entfernen. Wollen wir den jungen Menschen und unseren Mitmenschen nicht vorleben wie viel mehr uns eine Begegnung mit einem Mitmenschen gibt, dem wir persönlich gegenüberstehen und den wir mit allen Sinnen wahrnehmen. Sind solche Begegnungen nicht viel tiefgründiger und wertvoller als die Kommunikation über die digitalen Netzwerke?
Wäre es nicht an der Zeit, es den Kindern und Jugendlichen vorzumachen, welche wunderbaren Qualitäten das Leben neben der digitalen Welt noch zu bieten hat, um wieder eine gesunde Balance herzustellen.
Bewegen wir uns mit Smartphone-Auszeiten doch Schritt für Schritt wieder zu einem wirklichen sozialen Miteinander und finden gleichzeitig zu einem entspannteren Lebensgefühl zurück. Wir schaffen damit eine gute Basis für die Zukunft.
Eine gesunde Balance herzustellen ist das Ziel!
Michaela Hörl

Michaela Hörl

wirkt als praktizierende Psycho-Kinesiologin, Kräuterpädagogin und Autorin. Ein ganzheitliches und bewusstes Zusammenarbeiten mit den Naturkräften ist ihr ein besonderes Anliegen. Dabei ist ihr der Respekt der Natur und deren Ressourcen gegenüber sehr wichtig. In ihren Seminaren und Werken möchte sie dazu inspirieren, die Kräfte der Natur auf der energetischen wie auch auf der stofflichen Ebene für die Selbstheilung und die Selbstverwirklichung zu nutzen. Eine bewusste Naturverbundenheit mit allen Sinnen bringt uns in ein tiefes Urvertrauen und schenkt uns wertvolle Erkenntnisse über das eigene Wesen, davon ist Michaela Hörl überzeugt. Ihre Impulse zu einem spirituellen und ganzheitlichen Naturerleben gibt sie auch in ihrem beliebten Newsletter, der »Jahreskreispost«, weiter.

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