Manfred Mohr: Die wunderbare Macht des Gebets

Es war wohl schon immer so, seit Menschengedenken, dass immer, wenn uns in unserem Leben ein großes Problem oder eine schwere Krise begegnet, wir Hilfe und Beistand bei einer höheren Macht suchen. Beim Gebet gehen wir in Verbindung zu etwas, das uns immer zur Verfügung steht. Lasst uns jetzt gemeinsam eine Antwort suchen. 

Das zieht sich durch alle Kulturen und Zeitepochen, doch besonders unserer heutigen Gesellschaft ist mehr und mehr die Gefahr anzumerken, in weiten Teilen, gerade bei den Jüngeren, den Zugang zum Gebet langsam, aber sicher zu verlieren. Und das ist doch sehr schade. Denn beim Gebet gehen wir in Verbindung zu etwas, das uns immer zur Verfügung steht, diese „Tür zum Himmel“ steht uns immer offen und lädt uns sein, hindurch zu schreiten.

Das Wort Beten hat seinen Ursprung im Bitten, wenn ich bete, dann bitte ich Gott (oder das Universum oder eine höhere Macht) hier zu mir auf diese Erde, um bei mir zu sein, zu wirken und für mich und andere Gutes zu tun. Denn der Begriff Gott kommt vom Wort gut, im Englischen noch einfacher zu erkennen im Gleichklang von „god“ und „good“. Wenn ich mich im Gebet im Herzen mit dieser höheren Macht verbinde, dann „lade ich sinnbildlich das Gute ein“, damit es mir hilft, mich unterstützt und Verbesserungen an meiner Situation bewirkt, die ich selbst, mit eigener Kraft, nicht zu tun in der Lage bin. So sehr ich mich auch gerade bemühe.
Wenn also, wenn nicht jetzt, wo die ganze Welt aufgrund des neuen Virus schier den Atem anhält, sollten wir uns an die Macht des Gebets erinnern. Besonders nun, wo viele von uns sich ängstlich fühlen, hilflos, machtlos und dem Geschehen da draußen ausgeliefert. Hier habe ich einmal ein paar hoffentlich einprägsame Argumente aufgeführt, warum das Beten so sinnvoll ist:

– Es ist gerade in dieser angsterfüllten Zeit wie ein Balsam für die Nerven, wenn wir beten. Die meditative Entspannung, die sich in uns einstellt, wenn wir beim Gebet im Herzen „eine Kapelle errichten“, wie der Volksmund sagt, wirkt sich sehr beruhigend auf Herz und Kreislauf aus. Mittlerweile gibt es bereits viele Stresspatienten, die gezielte Techniken zur Entspannung einüben und auf diese Weise weniger Medikamente einnehmen müssen. Im Gebet kann solch eine Beruhigung stattfinden. Wir können im Herzen beim Beten spazieren gehen wie in einem ruhigen, abgelegenen Waldstück.

– Beten kann durchaus auch glücklich machen. Wie die moderne Glücksforschung uns lehrt, haben glückliche Menschen vielfach den Glauben an einen höheren Sinn in ihrem Leben. Dieser Glaube muss nicht zwingend einen religiösen Hintergrund aufweisen – umgekehrt ist er aber sicherlich auch nicht schädlich.

– Oft werden Gebete auch erhört, das wissen viele von uns aus Erfahrung. Gerade in den Momenten, wo unser Verstand keinen Ausweg mehr erkennt, wirkt das Gebet wie eine Erleichterung. Es gibt uns neue Hoffnung, wenn wir bei Gott Beistand und Hilfe erbitten. Lieber Gott, ich sehe keine Lösung mehr, ich kann wirklich nichts mehr tun. Bitte, tu du es nun für mich!
Dann lass uns jetzt gemeinsam im Gebet eine Antwort suchen.
Lege dazu wie oben schon beschrieben deine Hände auf dein Herz und atme ein und aus. Wenn du das Gefühl hast, nach einer kleinen Weile ganz bei dir angekommen zu sein, bete dein Herzensgebet ein paar Mal. Nun verbinde dich innerlich mit der Stille in deinem Herzen. Du kannst auch für dich das Mantra sprechen: „Ich atme meine Stille ein und aus“.
Wieder nach ein paar Minuten, wenn du ganz still geworden bist, kannst du dein Herz fragen: „Wenn ich dieser Virus wäre, was wäre der tiefere Sinn hinter mir?“ Warte nun innerlich auf deine Antwort und wenn du Freude hast, schreibe sie dir auf.
Meine Antwort, die ich dabei gefunden habe, war: 
„Wenn ich dieser Virus wäre, dann würde es mich geben, da ich nur ein Ausdruck bin von der Angst und der Krise in dieser Welt. Das Leben eines jeden Menschen läuft ständig Gefahr, zu Ende gehen zu können, und um diese erste Urangst dreht sich unser Leben ständig. Wenn ich aber mein Leben nur so vor mich hin lebe, dann übersehe ich ganz schnell seine große Schönheit und seinen Wert. Wenn ich dieser Virus wäre, dann möchte ich deshalb daran erinnern, welches Geschenk dieses Leben ist, wie wertvoll es ist und mit wie viel Achtsamkeit, Bewusstheit und Freude es gelebt werden möchte. Ich möchte den Menschen dabei helfen, sich darauf zu besinnen, was ihm wirklich wichtig ist in diesem Leben: seine Familie, seine Freunde, seine Werte, seinen Sinn, den er in diesem Leben findet.“
Und dann kann ich dafür beten, dass alle Menschen sich in dieser Zeit des Stillstandes zurückbesinnen auf dieses Geschenk, was unser Leben uns bietet: „Mögen alle Menschen ihre Angst überwinden. Mögen alle Menschen sich des Wertes bewusst werden, den das Leben ihnen bietet. Mögen alle sich an die Kraft des Betens erinnern und es zum Wohle aller nutzen. Mögen die Engel voller Liebe mit allen Menschen sein, damit sie selbst immer mehr in ihre ganze Liebe finden. Möge diese Zeit von Nutzen sein zum Wachstum für alle Menschen und die ganze Welt.“
Möge es so sein. Mögen alle Menschen in dieser Weise beten und segnen.

 

Manfred Mohr ist Autor und Seminarleiter. Zum Thema Beten sind von ihm erschienen: „Die Wunderkraft des Segnens“ (Nymphenburger Verlag) und „Vergeben Versöhnen Verzeihen“ (Amra-Verlag). Beide Bücher erhältlich auch unter: www.mondhaus-shop.de

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