Franziska Muri: Rauhnächte. Sie öffnen das Tor in deine Zukunft

Draußen ist es kalt und dunkel. Die mystischen Rauhnächte haben begonnen, die das Tor in die Zukunft öffnen. Lehn dich zurück, hör auf die Wünsche deines Herzen, vernimm die Sehnsucht deiner Seele – empfiehlt die Expertin FRANZISKA MURI. Sie zelebriert diese Zeit der Orakel. Ihre Rituale.

Kennst du diese Sehnsucht? Einfach mal Ruhe haben. Einfach mal ganz du selbst sein. Am bes­ten tagelang. Ohne Anforderungen und To-do-Listen. Einfach atmen. Sein. Leben.

Für mich erfüllt sich diese Sehnsucht regelmäßig: in den Rauhnächten, dieser Zeit „zwischen den Jahren“, die ich mittlerweile regelrecht zelebriere und wirklich lieben gelernt habe. Ich nutze sie als meine Chance auf eine Auszeit. Doch eigentlich steige ich in dieser Zeit gar nicht aus, sondern eher ein: in die Wünsche meines Herzens, die Sehnsucht meiner Seele und in das Reservoir meiner Kraft.

Die Lücke im Kalender.

„Zwischen den Jahren“ – dieser Ausdruck bringt auf den Punkt, was das Besondere an den Rauhnächten ist: Sie gehören weder zum alten noch zum neuen Jahr, sondern siedeln sich irgendwo dazwischen an. Im Niemandsland. In der Niemalszeit. Und genau dort gelten auch ganz andere Gesetze als in den gewöhnlichen Regionen des Kalenders. Sicher haben sie ihren Platz in der Agenda: Sie beginnen um null Uhr am 25. Dezember und enden Punkt Mitternacht am 5. Januar.

Doch sie markieren einen Spalt in der Zeit. Er entstand, so heißt es, als man vom Mondkalender abkam und sich an der Sonne auszurichten begann. Ein Mondjahr dauert etwa 354 Tage, ein Sonnenjahr aber elf Tage beziehungsweise zwölf Nächte länger. Um beide auszugleichen, hing man an das Mondjahr die fehlenden Tage als eine Besonderheit an – als Rauhnächte. Ein Ausgleich von Sonne und Mond, eine Phase des Anhaltens, des Innehaltens, der vertieften Einsichten.

Zwölf Nächte sind es also, in denen sich schon unsere Vorfahren herausgehoben aus allem Gewöhnlichen fühlten. Hineingesunken in eine Phase der Stille und des Rückzugs in die Stuben, während es draußen stürmte und fror. Man wusste: Die Tore zur Anderswelt, zur Welt der Geister und Götter, der Mythenwesen und Sagenkräfte, waren jetzt weit geöffnet und entließen ihre Bewohner auf die Erde. Dort herrschten dann nicht nur Dunkelheit und eisige Kälte, sondern auch viel Unheimliches. Aber auch all die freundlich-wohlmeinenden Kräfte waren unterwegs und standen den Menschen mit Rat und Hilfe zur Seite. So verwundert es nicht, dass die Rauhnächte seit alters her eine Zeit waren, die zum Orakeln und zur Zukunftsschau einluden. Man nahm ganz bewusst mit den Energien außerhalb des Alltäglichen Kontakt auf, um sich über das weitere Leben zu orientieren und persönliche Fragen und Anliegen zu klären.

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13 Wünsche für das kommende Jahr

Wünschritual

Schreib dir vor Beginn der Rauhnächte 13 Wünsche auf kleine Zettel. Überleg in Ruhe: Was ist dir wichtig? Was liegt dir am Herzen? Was würde das kommende Jahr vollkommen machen? Für dich selbst, für deine Lieben und vielleicht auch für uns alle, für die Menschenfamilie, für die Erde?

Wenn du alle Wünsche notiert hast, falte die 13 Zettel jeweils so, dass sie sich äußerlich nicht mehr unterscheiden. Gib sie in ein Säckchen oder eine Schachtel.

In jeder der Rauhnächte, möglichst wenn es dunkel oder zumindest dämmrig ist, gehst du hinaus (oder auf den Balkon) und ziehst einen der Zettel aus dem Säckchen oder der Schachtel. Ohne nachzusehen, welcher Wunsch es ist, übergibst du ihn der geistigen Welt, indem du ihn (in einer kleinen feuerfesten Schale) verbrennst. Lass ihn los, denn jetzt werden sich höhere Kräfte darum kümmern. Du schaust einfach zu, wie das Papier in Rauch aufgeht. Bleib ganz still dabei und achte darauf, was sich in deinem Kopf und deinem Herzen bewegt.

Übergib die Asche dann der Erde, das kann auch die in einem Blumentopf sein, und danke zum Abschluss „allen guten Geistern“ für ihre Unterstützung.

Genauso verfährst du zwölf Mal, in jeder Rauhnacht verbrennst du einen Wunsch. Am 6. Januar dann hast du noch einen letzten Zettel in deinem Säckchen oder der Schachtel. Nimm ihn feierlich hervor und entfalte das Papier. Und dann liest du den letzten Wunsch. Es ist der, um den du dich im neuen Jahr selbst kümmern solltest, damit er in Erfüllung geht.

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Bewahre das Licht im Herzen

Bis heute sind die Rauhnächte eine Zeit, in der wir zur Ruhe kommen, uns besinnen und neu auftanken können. Selbst wenn wir weiter unserer geregelten Arbeit nachgehen und die Familie versorgen – diese Zeit ist anders. Wenn man in unserer Alles-jederzeit-verfügbar-Gesellschaft überhaupt noch davon sprechen kann, dann jetzt: Die Räder stehen still – oder drehen sich zumindest gemächlicher. Viele Betriebe machen Pause, viele Menschen sind „untergetaucht“, und das wird in einer Weise akzeptiert, wie es das sonst kaum noch gibt. Genau dieses regelmäßig wiederkehrende Schlupfloch für Regeneration und Durchatmen, Muße und Spiel, Innenschau und Neuorientierung ist es, das ich so gern nutze. Ich lasse möglichst alle Arbeit ruhen, nehme Abstand vom Alltag und lege den Fokus auf die Entspannung. Vielleicht betrachte ich mein Leben noch mal neu. Ein bisschen wie ein Hamster, der zwar durchaus Freude an seinem Hamsterrad hat, es aber doch auch gern mal von außen anschaut. Das gibt ihm neuen Schwung bis weit in das neue Jahr hinein.

Draußen ist es in dieser Zeit vor allem eines: grau und dunkel. Aber wir schmücken und erhellen die Straßen und Gärten, die Fenster und Zimmer mit Lichterketten, Kerzen, Adventskränzen und Schwibbögen. Wir sorgen selbst für Licht und Wärme. Im übertragenen Sinne gilt das auch auf der psychischen und seelischen Ebene. Mögen auch manchmal düstere Stimmungen in uns auftauchen – wir können das Licht im Herzen bewahren. Auch das ist ein Thema der Rauhnächte, wie wir sie heute verstehen können.

Die Vorbereitung auf das Kommende.

Diese zwölf Tage und Nächte im Jahr erlauben, dass wir uns zurücklehnen. Dass wir unser Sein auf der Erde wieder einmal von Herzen genießen, indem wir all das neu entdecken, was uns Freude macht: sich auf einem Spaziergang vom Wind durchpusten lassen und sich anschließend in einem Café oder in der Badewanne bei Kerzenschein wieder aufwärmen, mit der Familie backen und spielen, einfach nur auf dem Sofa sitzen und dem eigenen Atem lauschen, während vielleicht die Katze auf unserem Schoß schnurrt. So viel Schönes ist in dieser Zeit „außerhalb der Zeit“ möglich. Wenn wir sie nutzen, haben wir sogar die Chance, die Weichen, auf denen unser Lebensfahrzeug rollt, ein wenig nachzujustieren.

Seit alters her dienen die Rauhnächte dazu, sich auf das neue Jahr vorzubereiten. Interessant ist dabei, dass es zwölf Nächte sind, also genau so viele, wie ein Jahr Monate hat. Und tatsächlich entspricht jede Rauhnacht einem der Monate des kommenden Jahres. Die erste Rauhnacht, also der 25. Dezember, gehört zum Januar. Die zweite, der 26. Dezember, entspricht dem Februar. Und so weiter. So kann man beobachten, was an diesem Tag geschieht, wie das Wetter ist, wie sich eigene Stimmungen zeigen – und die gleiche Tendenz könnte sich im entsprechenden Monat des folgenden Jahres wiederholen.

Unter diesem Aspekt bietet es sich an, an jedem dieser zwölf Tage einmal innezuhalten und einen Ausblick in die Zukunft zu wagen: Was ist Thema? Was möchte ich und was nicht mehr? Was unterstützt mich? Wo hinein möchte ich meine Zeit und meine Kraft geben? Auf diese Weise können uns die Rauhnächte eine Vorbereitung des Neuen sein. Und da sie immer auch eine Zeit für Rituale waren, können wir uns dabei einen Ablauf gestalten, den wir jeden Tag wiederholen. Wir könnten zum Beispiel ein Kerzenlicht anzünden und uns mit dem Licht im eigenen Innern verbinden. Während wir still werden und bewusst atmen, nehmen wir Kontakt zur geistigen Welt auf. Vielleicht haben wir Fragen zum Tag und zum ihm entsprechenden Monat des kommenden Jahres – dann stellen wir sie in die Stille hinein und lauschen der Antwort.

Diese Zeit lädt dazu ein, sich von den unterschiedlichsten Stimmen inspirieren zu lassen. Vielleicht himmlische Stimmen. Oder welche, die sich einfach aus dem eigenen Bauch bemerkbar machen – unsere Intuition, das Bauchgefühl, dem wir jetzt mehr Raum geben. Vielleicht sind wir bei einem Spaziergang besonders offen für das, was uns ein alter Baum oder ein Fluss sagen wollen. Sich nichtalltäglichen Wahrnehmungsweisen zu öffnen, kann uns reich beschenken.

Oder wir fragen: „Was ist mir wirklich wichtig?“ Dies hat im Alltag oftmals keinen Raum. Jetzt aber finden wir leichter eine Gelegenheit, diese Frage zu stellen und Antworten aus unserem Herzen aufsteigen zu lassen. Zu wissen, was man will, setzt sehr viel Energie frei. Wenn uns das, was wir tun, in Freude versetzt, uns regelrecht euphorisiert – dann erleben wir unsere ganze Kraft. Dann gelingen die Dinge. Wir sind in unserem Element.

Dein Geist kommt zur Ruhe

Die viel ersehnte Muße – jetzt ist sie möglich. Während du sie erlebst, steigen womöglich Erinnerungen an Dinge auf, die du früher gern gemacht hast, oder es kommen dir Ideen für die Zukunft in den Sinn. Unser Gehirn liebt es, mal Ruhe zu haben. Die Hirnforschung weiß, dass es dann sogar noch aktiver ist als sonst: Es arbeitet nämlich nach, sortiert, kombiniert, seine einzelnen Areale vernetzen sich, es wird kreativ. Und wir begreifen dann plötzlich tiefere Zusammenhänge und schöpfen neue Lust aufs Leben, auf unser Leben. Oft ist gar nicht mehr nötig, als dass wir still werden. Wenn wir innerlich zur Ruhe finden, setzt sich der im Alltag aufgewirbelte „Schlamm“ unseres Lebens langsam auf dem Boden ab, das Wasser unseres Seins wird klar und wir erkennen wieder, wohin wir eigentlich wollen.

Und das erproben wir dann neu ab dem 6. Januar. Die Zeit des Dunkels ist an diesem Tag vorbei. Die Welt atmet auf und geht wieder zu ihrem gewohnten Gang über, gereinigt und erneuert. Und wir gehen mit ihr, in neuer Kraft, ausgeruht und aufgeräumt im Herzen. Voller Freude über das wiederkehrende Licht.

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Das kleine Ritual für Menschen mit wenig Zeit

Ritual für Gestresste

Zünde täglich ein Kerzenlicht an, setz dich davor und betrachte es. Atme zwölf Mal tief und ruhig ein und aus und zähle dabei in Gedanken die zwölf Monate mit, ein Atemzug für jeden. Nach dem Dezember schließe für ein oder zwei Minuten die Augen und spüre in dich hinein, während du ganz normal weiteratmest.

Blick dann wieder auf die Kerze und zähle atmend erneut die Monate bis zu dem, der der heutigen Rauhnacht entspricht. In der dritten Nacht wäre das der März, in der elften der November. Spüre, wie sich das Licht außen in deinem Inneren spiegelt. Nimm das Licht deines Lebens in deinem Brustkorb, in deinem Herzen wahr.

Behalte den Fokus dort, wenn du das kleine Ritual jetzt beendest und die Kerze vor dir auspustest.

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