Die Yogalehrerin Sharon Gannon zeigt uns hier ein paar kleine Rituale, die sie schon lange zelebriert. Denn Lebensfreude kann man auch üben und gute Laune ist reine Gewohnheit. Im Laufe der Zeit wird Ihre Disziplin zu Ergebnissen führen, die Praxis wird zur zweiten Natur und Sie werden mühelos in dankbarer Stimmung aufwachen.
Gut aufzuwachen ist etwas, das sich trainieren lässt. Zu Beginn ist bewusstes Üben unerlässlich. Die meisten von uns wachen jedoch mit selbstbezogenen Gedanken auf, mit Fragen wie: „Was steht an? Was werde ich heute tun?“ Sofort beschäftigen wir uns mit Planung. Vor lauter Organisation vergessen wir die eigentliche Quelle unseres Tuns.
Die Übung in Gelassenheit
Fokussieren Sie sich. Ein Mantra hilft Ihnen, sich zu fokussieren. Wiederholen Sie leise mit jedem Atemzug „Lass“ (Einatmung) und „los“ (Ausatmung). Versuchen Sie nicht, auf besondere Weise zu atmen. Atmen Sie nicht aktiv, sondern lassen Sie zu, „geatmet zu werden“, während Sie als nicht urteilender Beobachter zuschauen. Werden Sie quasi zum Zeugen der Atmung. Lassen Sie ihn kommen und gehen. In kurzer Zeit werden sich Ihre Gedanken mit dem Fluss des Atems in Einklang bringen. Der Atem kommt in den Körper, wie ein Gedanke in den Geist kommt. Lassen Sie diesen Gedanken durch Ihren Verstand hindurchgehen, ähnlich wie der Atem durch Ihren Körper läuft. Erlauben Sie auf diese Weise die Entstehung einer kontinuierlichen Bewegung. Lösen Sie dabei sich von der Identifikation mit Körper und Geist, indem Sie jeden Atemzug und jeden Gedanken loslassen.
Zur Ermutigung: Während der Übung können Sie durchaus Ihre Konzentration verlieren, abgelenkt werden oder sich in Gedanken verstricken. Das ist völlig normal. Wenn Ihnen bewusst wird, dass dies geschehen ist, bringen Sie Ihre Aufmerksamkeit sanft auf das Mantra zurück und konzentrieren Sie sich darauf, jeden Atemzug und jeden Gedanken kommen und gehen zu lassen. Mit jedem Loslassen beginnt der Geist, zurück zu seiner Quelle zu gehen, dieselbe Quelle, in die sich unser Bewusstsein im Tiefschlaf zurückzieht. Aber anders als Schlafende sind Meditierende hellwach und sich dessen bewusst. Er oder sie ist Zeuge davon. Durch die Sichtweise des Zeugen, lassen Sie alles Unbeständige los – all das, dessen Natur es ist, sich zu bewegen und zu verändern. Was bleibt, ist das unveränderliche, ewige Selbst: der innewohnende Atman, jenseits von Körper und Geist. Indem Sie loslassen, lassen Sie Gott zu.
Die Übung in Entspannung
Bereiten Sie sich vor, indem Sie sich auf den Rücken legen. Legen Sie ein Kissen unter Ihren Kopf, damit sich Kiefer und Nacken lösen können, sowie eine gerollte Decke oder eine andere Rolle unter die Knie, damit der untere Rücken entspannt. Bevor man sich tiefer hinein bewegt, ist es hilfreich, bewusst Spannungen im Körper zu erzeugen. Tun Sie dies, indem Sie Ihre Hände zu Fäusten ballen, Ihre Zehen zusammenkrallen, Beine, Arme und Kopf vom Boden heben und Ihre Gesichtsmuskeln zu einem „Zitronengesicht“ zusammenziehen. Halten Sie alles für ein paar Sekunden in der Anspannung und lassen Sie dann wieder los. Strecken Sie Ihre Zunge heraus und atmen Sie aus. Lockern Sie Mund und Kiefer. Öffnen Sie Ihre Beine weiter als hüftbreit und lassen Sie Ihre Füße sanft nach außen fallen. Legen Sie Ihre Arme ausgestreckt an die Körperseiten, Handflächen nach oben, mit den Schulterblättern auf dem Boden. Schließen Sie die Augen sanft und lassen Sie den Atem passiv kommen und gehen. Bringen Sie bewusst Entspannung in jeden Körperteil. Beginnen Sie mit Ihren Zehen und bewegen Sie sich langsam nach oben, während Sie lautlos sagen: „Zehen entspannen, Füße entspannen, Beine entspannen, Hüften entspannen, unteren Rücken entspannen, mittleren Rücken entspannen, oberen Rücken entspannen, Bauch entspannen, Brustkorb entspannen, Finger entspannen, Hände entspannen, Arme entspannen, Schultern entspannen, Nacken und Hals entspannen, Gesicht entspannen, Lippen und Mund entspannen, Zunge entspannen, Wangen entspannen, Nase entspannen, Augen entspannen, Stirn entspannen, Kopf und Kopfhaut entspannen, Verdauungsorgane entspannen, Kreislauforgane entspannen, Atemorgane entspannen, Sinnesorgane entspannen, Gehirn entspannen. Mein ganzer Körper, innen und außen, ist vollkommen entspannt.“
Sharon Gannon ist eine der profiliertesten Yogalehrerinnen der Welt, darüber hinaus auch Autorin, Tänzerin, Musikerin und Malerin. Zusammen mit David Life begründete sie 1984 in New York City die Jivamukti Methode, die in hohem Maße für die Verbreitung des Yoga im Westen sorgte. Jivamukti hat sich weltweit und besonders in Deutschland mit renommierten und beliebten Yoga-Studios etabliert.
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