Sandy Mercier: So kannst du die Beziehung zu deiner Mutter heilen

Liebe, Stress und Hilferufe

Ständig hört man davon, dass wir toxische Menschen aus unserem Leben aussortieren sollen, doch was, wenn es nicht so leicht geht, weil es sich um die eigene Mutter handelt? Was, wenn man diese Person liebt? Was, wenn man diese Veränderung von heute auf morgen nicht so radikal angehen kann? In meinem neuen Buch „Die Reise deines Lebens 1 – Wien“ ist das Kapitel, das sich meine Leserschaft am meisten ersehnt hat, das, in dem es darum geht, sich bei der eigenen Mutter durchzusetzen. Ich war überrascht, wie viele Frauen sich mit diesem Thema herumschlagen. Ich habe das zum Glück nicht mit meiner Mutter, aber in anderen Beziehungsgeflechten immer wieder erlebt. Und es hat gedauert, bis ich gelernt habe, mich davon zu lösen.

Ich möchte dir gern ein paar Hilfestellungen zeigen, die mir und auch meinen Lesern geholfen haben, Stück für Stück eine Veränderung innerhalb einer toxischen Beziehung herbeizuführen. Vielleicht ist da auch etwas für dich dabei?
Meine Protagonistin Betty muss jeden Tag mit ihrer Mutter telefonieren. Erstens ist das für sie jeden Tag sehr zeitraubend und zweitens strapaziert dies ihre Nerven aufs Äußerste, weil ihre Mutter nur jammert und meckert. Nie geht es ihr gut, nie geht es bei diesen Telefonaten um Betty. Kennst du das vielleicht auch?
Betty hat schon mal überlegt, wie oft sie mit ihrer Mutter telefonieren würde, wenn sie es sich aussuchen könnte. Schon allein dadurch wurde ihr Dilemma sichtbar.
Denn Betty würden ein bis zwei Telefonate pro Woche völlig ausreichen. Doch wie sollte sie das ihrer Mutter beibringen? Betty würde das niemals übers Herz bringen. Ihre Mutter hat doch niemanden außer ihr.

Jetzt frage ich dich: Wie oft würdest du mit der Person, um die es bei dir geht, telefonieren? Oder sie besuchen?

Hierbei geht es nur darum, herauszufinden, was dein Wunsch­szenario wäre, noch nicht darum, das alles sofort umzusetzen.

Als Nächstes hat Betty in sich hineingefühlt, wie viel Veränderung sie selbst durchsetzen kann. Erst dachte sie, dass sie überhaupt keinen freien Tag für sich einfordern könnte. Sie fühlte sich nicht stark genug dafür und hielt es  für egoistisch, auch nur einen freien Mutter-Telefon-Tag zu beanspruchen. Doch ist sie wirklich egoistisch, wenn sie einen Tag ohne Telefonzwang für sich möchte?

Im Grunde macht das Telefonat keinem von beiden Spaß, denn ihre Mutter spürt auch, dass Betty darauf keine große Lust hat und nicht mit dem Herzen dabei ist. Wenn Betty sich also leer und ausgelaugt fühlt, kann sie ihrer Mutter außer Worthülsen nichts geben. Dennoch halten sie an dem ungeliebten Telefonritual fest, weil es zu einer scheinbar unverzichtbaren Gewohnheit geworden ist. Gut tut es beiden nicht. Wenn Betty stattdessen einen Tag für sich hätte, könnte sie Kraft tanken und diese Kraft würde ihr helfen, sich besser zu fühlen. Vielleicht würde diese Kraft sogar dem Verhältnis zu ihrer Mutter guttun. Außerdem würde Betty dann auch erfahren, dass nichts Schlimmes passiert, wenn sie eine Telefonpause einlegt. Das könnte dann auch der erste Schritt sein, nach einer Weile einen zweiten telefonfreien Tag durchzusetzen. Ihre Mutter würde merken, dass die Telefonate angenehmer sind, weil Betty energetisch präsent ist. Die Mutter wiederum könnte üben, mal den einen oder anderen Tag ohne Betty klarzukommen.
Und tatsächlich entschied Betty, einmal in der Woche auf den obligatorischen Anruf zu verzichten. Auch wenn sie immer noch nicht wusste, wie sie das ihrer Mutter beibringen sollte. Sie beschloss, es einfach nur zu verkünden, ohne großes Brimborium. Zum gleichen Zeitpunkt hatte sich Betty vorgenommen, künftig jeden Mittwoch einen „Abenteuer-Tag“ einzulegen. Einen Tag, an dem sie sich ungewöhnliche Aktivitäten vornehmen wollte. Mit diesem Abenteuer-Tag begründete Betty ihrer Mutter gegenüber die eintägige Telefonpause. Diese Begründung, man könnte es auch Ausrede nennen, schien Betty sehr nützlich. Für sie selbst war es ein akzeptabler Grund, sich einen Tag nicht um ihre Mutter zu kümmern. Und für ihre Mutter war es zumindest eine plausible Erklärung. Betty teilte ihren Entschluss ihrer Mutter auf einer Karte mit. Gleichzeitig schrieb sie, dass sie künftig immer über ihre „Abenteuer-Tage“ berichten würde. Auch weil sie hoffte, damit den eintönigen Mecker-Tiraden ihrer Mutter zu entkommen. Und genau so etwas darf auch verändert werden. Schließlich blieben für Betty immer noch sechs Tage quälender Telefonate.
Ich frage mich: Wie kann man so etwas ertragen, ohne innerlich zu sterben und seinen Kopf auf die Tischkante hauen zu wollen?
Es sollte immer das Ziel sein, dass wir unsere Grenzen einfordern können, ohne das mit Begründungen oder Ausreden rechtfertigen zu müssen. Andererseits ist es besser und auch legitim, mit kleinen Schritten voranzugehen, als im Stillstand zu verharren.

 

In meinem Leben habe ich nach und nach vieles verändert, indem ich mir und Anderen andere Fragen stellte als sonst. Dein Gegenüber ist oft selbst gefangen in seinen Mustern und du kannst ihm helfen, indem du seinen Fokus auf andere Dinge lenkst.

Frage doch mal, was sich deine Mutter gewünscht hat, als sie ein kleines Mädchen war? Glaubt sie an Geister? Wie war ihr erster Kuss? Hat sie früher gesungen oder sich auch mal so gefühlt, wie du gerade? Erinnere sie daran, wer sie mal war. Eine einzige Frage reicht und das Gespräch kann eine völlig andere Richtung annehmen als sonst. Und selbst, wenn das Telefonat dann trotzdem nicht perfekt wird, kann es sein, dass die Frage nachhallt.
Vielleicht kannst du sogar was lernen. Vielleicht erkennst du dich auch in ihr wieder? Vielleicht hörst du ihr besser zu und gehst auf ihre alten Wünsche ein? Hat sie früher gern gemalt? Geh mit ihr in einen Malkurs oder schenke ihr eine Staffelei.
Es ist wichtig, die Sprache der Liebe deines Gegenübers zu sprechen. Vielleicht erzählt sie dir nur so oft, wie schlecht es ihr geht, weil sie das Gefühl hat, du nimmst sie nicht ernst. Und umso weniger du auf ihre Sorgen eingehst, desto mehr hat sie den Drang, dir beweisen zu müssen, wie schlecht es ihr geht. Ein Hilferuf. Vielleicht hilft ein Satz, wie: „Mama, es tut mir leid, dass es dir so schlecht geht.“ Und dann wechselst du die Richtung des Gesprächs. Frag sie doch mal, ob sie diese Sorgen schon als Jugendliche hatte, wann es anfing und suche so nach Punkten, an denen du anknüpfen kannst.
Vielleicht sagt sie: „Ach, als Jugendliche hatte ich noch keine Sorgen. Da war …“ Und dann lausche und beobachte, wie sich auch ihre Körpersprache oder Stimme ändert. Das ist so spannend und zeigt dir eine andere Mama, die du vielleicht gar nicht mehr oder überhaupt noch nicht kennst. Das hilft dir, sie wieder mit anderen Augen zu sehen und auch ihr. Das schenkt euch viel mehr qualitativ gute Zeit. Und vielleicht gibt es ihr auch einen Anstoß, dass sich etwas ändert.

Es gibt Menschen im Leben, die tun uns nicht gut. Es gibt Menschen, die man wirklich nicht mehr in seinem Umfeld ertragen sollte. Und es gibt welche, die einfach nur ein bisschen Hilfe brauchen.

Wie das bei dir ist, weiß ich nicht. Wichtig ist mir nur zu sagen, dass du nichts ertragen musst. Steh für dich ein und schau, ob du aktiv eine Verbesserung herbeiführen kannst. Ist es nötig, jemanden aus deinem Leben zu sortieren oder kann man etwas kitten?

Du selbst bist für dich und dein Glück verantwortlich, so wie deine Mutter es für sich ist. Du kannst ihr eine Hand reichen, aber wenn sie diese nicht annimmt, dann ist es vielleicht Zeit für dich, sie dir wieder selbst zu geben.
Bestsellerautorin Sandy Mercier schreibt nicht nur Thriller, sondern auch Selbstliebe-Romane und Ratgeber unter ihrem Pseudonym Jule Pieper.

Ihr neustes Werk „Die Reise deines Lebens 1 – Wien“ richtet sich an diejenigen, die endlich etwas verändern wollen. Man findet sie unter: www.schreibenumzuleben.de

Erhältlich auch unter: www.MONDHAUS-SHOP.de

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