Wir Menschen sind noch nicht angekommen im Land der Liebe. Und deshalb brauchen wir die Tiere als Fährtensucher zu uns selbst. Sie zeigen, uns wo es langgeht. Sie kennen den Weg zu einem erfüllten Leben. Und wir tun gut daran, ihnen zu folgen. Dr. med. Wilma Staffa schreibt über Tiere, die uns in das Land der Liebe führen.
Im Grunde genommen wissen wir selbst, was uns guttäte. Doch viel zu oft verstößt es gegen die Gesetze, die wir uns auferlegt haben, die wir glauben, befolgen zu müssen – Glaubenssätze. Fleißig sein, viel leisten, immer freundlich bleiben, schlank sein, Ordnung halten, Zeit haben für Freunde mit Problemen und so weiter und so weiter. Jeder hat seine eigenen Gesetze und Listen, die er abarbeitet. Aber ist das Leben nicht ein bisschen mehr, als es abzuarbeiten? Daran erinnern uns unsere lieben Gefährten – und deshalb werden sie immer wichtiger für viele Menschen.
In fast jedem zweiten deutschen Haushalt lebt ein Haustier, Tendenz steigend. Wir halten rund 34 Millionen Tiere, darunter fast 14 Millionen Katzen und mehr als 9 Millionen (steuerlich gemeldete) Hunde. Dazu 6 Millionen zumeist in Kinderzimmern lebende Kleintiere wie Kaninchen, Hamster, Chinchillas und Meerschweinchen sowie gut 5 Millionen Ziervögel. Rund eine Million Pferde kommen in Freizeit und Sport zum Einsatz. Zusätzlich tummeln sich in 4 Millionen deutschen Aquarien, Terrarien und Teichen etwa 100 Millionen Fische und Reptilien. Was glauben Sie? Haben die alle eine Seele?
Für mich steht das außer Frage und mehr noch: Ihre Seele spiegelt uns, und mit ihren Befindlichkeitsstörungen und Krankheiten weisen sie uns den Weg zu unserer – und ihrer – Heilung.
Wir brauchen die Tiere, um unser Leben intensiver zu erfahren. Als Erinnerung an das, was uns guttut. Und es geht uns immer gut, wenn es den Geschöpfen, die wir lieben, gut geht, und wir leiden, wenn sie leiden. Und manchmal zeigen sie uns durch ihr Leiden, dass es uns doch nicht so gut geht, wie wir gern glauben möchten…
Es dauerte lang, bis ich die Verantwortung sehen konnte, die so manches Tier auf seinem zarten Rücken trug. Und noch länger dauerte es, bis ich auf die heilsame Verbindung zwischen Tieren und ihren Menschen stieß. Eines Tages hatte ich so viele Fälle gesammelt, dass ich mir sicher war: Die Erkrankungen der Tiere können eine Folge der Befürchtungen, Sorgen, Lebensumstände, ungelösten Konflikte ihrer Besitzer sein.
Was uns Menschen betrifft, suchen wir durchaus nach Erklärungen für unsere Erkrankungen. Viele Hinweise finden wir in unserer Sprache: Etwas geht einem an die Nieren, man hat die Nase voll, das Herz stolpert, jemand ist hartnäckig, etwas schlägt auf den Magen. Den Kreis dieser Bedeutungen möchte ich erweitern auf unsere Haustiere, die mit zum System gehören und uns wertvolle Hinweise geben, wo wir Verborgenes nicht erkennen können, wo wir ansetzen sollen, um glücklicher zu leben und gesünder. Mit jedem Tier, das wir bei uns aufnehmen, zieht eine Chance der Heilung bei uns ein. Es liegt an uns, ob wir sie annehmen, bis wir eines Tages vielleicht gar keine Tiere in unserer Nähe mehr brauchen, weil wir es ohne ihre Pfoten- und Krallenzeige schaffen. Dann sind wir wirklich frei – und unsere Tiere auch. Vorher haben wir noch ein bisschen was zu lernen. Das ist der Sinn unseres Lebens – Entwicklung, wie ihn auch die Evolution vorzeichnet. Letztlich macht diese Herausforderung das Leben erst so richtig spannend.
Jedes Tier sucht sich seinen Menschen aus
„Und dann hab ich gewusst: Das ist er!“ So beschreiben Menschen häufig, wie sie zu ihrem Haustier kamen. Ein bestimmtes Wesen in einem Wurf von Winzlingen hat ihre Aufmerksamkeit erregt oder irgendetwas getan, was sie entzückte oder was ihnen bedeutsam erschien. Und dann haben sie gewählt. In Wirklichkeit ist es natürlich ganz anders, nämlich so, dass nicht wir unsere Haustiere aussuchen, sondern unsere Haustiere suchen uns aus. Das ist schlichtweg ein Resonanzgesetz. Jeder Mensch fühlt sich zu dem Tier hingezogen, das jetzt gerade in diesem Moment am besten zu ihm und seiner Lebenssituation passt. „Aber nein Wilma, bei mir war das anders. Die Minka ist einfach vor meiner Tür gesessen.“ „Na eben“, lache ich. „Ich hätte sie draußen lassen können!“ „Hast du aber nicht.“ „Nein, es war ja eiskalt. Zum Glück habe ich sie reingeholt.“ „Ja, zum Glück hat sie dich ausgesucht.“
Ein Tier, das zu uns kommt, bietet uns eine bestimmte Art von Erkenntnis an – vielleicht führt das dazu, dass wir uns verändern. Ein und dasselbe Tier kann bei verschiedenen Menschen unterschiedliche Prozesse in Gang bringen. So habe ich mehrfach beobachtet, dass bei plötzlicher Arbeitslosigkeit der dann sozusagen Bedürftige mehr Zuwendung vom Tier erhielt. Natürlich kann man behaupten das läge daran, dass er jetzt mehr zu Hause sei. Das glaube ich aber nicht. Ich bin der Überzeugung, dass Tiere sich einem anderen Menschen zuwenden, wenn ihre Aufgabe bei einem bestimmten Menschen erfüllt ist – weil dieser Mensch darauf reagiert hat.
Ja, es ist in unserem Sinne und im Sinne unserer Tiere, gemeinsam eine schöne Zeit zu verleben, zu der sie uns anstiften auf dem Weg zu uns selbst. Wir wissen nicht, wie viel Zeit uns vergönnt ist. Doch jeder gute Tag, jeder glückliche Moment polstert den Speckgürtel, den wir eines Tages gut brauchen können, wenn der Abschied naht. Wir können ihn gar nicht besser vorbereiten als mit achtsamen und glücklichen, intensiven Momenten der Begegnung mit unseren Tieren. Und der Dankbarkeit, dass wir diese intensive Nähe erleben dürfen, die uns auch in Reviere in unserem Inneren führt, die wir ohne diese Lotsen vielleicht nicht aufgespürt hätten. Und wann immer uns einfällt, wie zerbrechlich dieses Glück ist, sollten wir die Zartheit nicht wegschieben, sondern annehmen, denn das Wissen um die Vergänglichkeit macht jeden Augenblick noch kostbarer und schenkt uns die Kraft, unseren lieben Gefährten bis zum letzten selbstbestimmten Atemzug ein Freund zu sein. So wie dein liebes Tier dich begleitet durch dick und dünn, über Stock und Stein, durch gute und schlechte Zeiten. Nimm dir Zeit für deine Tiere! Öffne dein Herz und lass bedingungslose Liebe strömen, wie sie dir dein Tier schenkt. Liebe verbindet uns mit allem und allen, mit unseren Tieren, mit uns selbst, mit anderen Menschen, mit der Natur, der Erde, dem Himmel. Liebe überwindet jede Trennung, und sie macht uns stark und frei. Liebe heilt.
Die Regenbogenbrücke
Es gibt eine Brücke, die den Himmel und die Erde verbindet. Weil sie so viele Farben hat, nennt man sie die Regenbogenbrücke. Auf der jenseitigen Seite der Brücke liegt ein wunderschönes Land mit blühenden Wiesen, mit saftigem grünem Gras und traumhaften Wäldern. Wenn ein geliebtes Tier die Erde für immer verlassen muss, gelangt es zu diesem wundervollen Ort. Dort gibt es immer reichlich zu fressen und zu trinken, und das Wetter ist immer so schön und warm wie im Frühling. Die alten Tiere werden dort wieder jung und die kranken Tiere wieder gesund. Den ganzen Tag toben sie vergnügt zusammen herum. Nur eines fehlt ihnen zu ihrem vollkommenen Glück: Sie sind nicht mit ihren Menschen zusammen, die sie auf der Erde so geliebt haben. So rennen und spielen sie jeden Tag miteinander, bis eines Tages eines von ihnen plötzlich innehält und gespannt aufsieht. Seine Nase nimmt Witterung auf, seine Ohren stellen sich auf, und die Augen werden ganz groß. Es tritt aus der Gruppe heraus und rennt dann los über das grüne Gras. Es wird schneller und schneller, denn es hat Dich gesehen! Und wenn Du und Dein geliebtes Tier sich treffen, gibt es eine Wiedersehensfreude, die nicht enden will. Du nimmst es in Deine Arme und hältst es fest umschlungen. Dein Gesicht wird wieder und wieder von ihm geküsst, Deine Hände streicheln über sein schönes weiches Fell, und Du siehst endlich wieder in die Augen Deines geliebten Freundes, der so lange aus Deinem Leben verschwunden war, aber niemals aus Deinem Herzen. Dann überquert ihr gemeinsam die Regenbogenbrücke und werdet von nun an niemals mehr getrennt sein …
(Verfasser unbekannt; Quelle: http://tiertrauerseite-er.de/)
Im ENGELmagazin Mai/ Juni 2021 können Sie auch das Interview mit Dr. med. vet. Wilma Staffa in voller Länge lesen.
Dr. med. vet. Wilma Staffa arbeitet seit über 20 Jahren als Tierärztin in Callenberg/Sachsen, mittlerweile ganzheitlich naturheilkundlich. Sie führt Beratungsgespräche zu den Themen „Das Tier ist mein Spiegel“ und „Sterbebegleitung der Haustiere“ durch. Außerdem veranstaltet sie regelmäßig Workshops und Vorträge.
www.wilmastaffa.de