Martina Christen: Mit sich allein sein

Ich bin nicht gerne allein. Ein viel gehörter Satz. Warum denn nicht, fragt sich Martina Christen da. Allein sein kann doch auch sehr viel positives mit sich bringen. Man kann tun und lassen was man will, keiner redet drein und man muss sich mit niemandem absprechen. Und das Beste dabei: man hört gut die Stimme des Herzens.

Aber genau das ist wohl mit ein Grund, warum es viele fürchten. Weil beim Alleinsein auch Dinge zum Vorschein kommen,die Schmerzen bereiten. Dinge, die man lieber vergessen hätte. Ist man nicht allein, besteht das Problem in der Regel nicht. Man ist abgelenkt und damit beschäftigt mit jemand anderem zu reden oder gar Pläne zu schmieden und in die Tat um zu setzen. Gesellschaft und liebe Menschen um einen herum sind natürlich etwas wunderbares und ich würde mal behaupten, dass alle Menschen, Menschen um sich herum brauchen.

Hier geht’s eher um das Thema ob es ein Problem wird wenn man dann mal alleine ist. Wie man so schön sagt, wird man alleine geboren und man stirbt alleine. Ganz einschneidende Lebensmomente bewältigen wir also gezwungenermassen alleine. In der Zeit dazwischen, sind aber viele angewiesen auf die Gesellschaft anderer Menschen und deren Feedback. Man „braucht“ es sich irgendwo melden zu können um Freud und Leid zu teilen, zu besprechen, zu analysieren. Wäre es nicht wunderbar, wenn wir in uns ein solch grosses Vertrauen hätten, dass wir das nicht mehr nötig hätten?

Was natürlich nicht heisst, dass man wie ein von der Welt gänzlich abgeschnittener und keuscher Einsiedler leben muss. Oder, dass man sich nicht mehr mitteilen soll. Das ist ja menschlich und absolut normal. Aber sich davon befreien, davon abhängig zu sein. Es nicht zu „brauchen“. So in sich zu ruhen, dass man theoretisch keine andere Meinung, keinen Zuspruch von aussen benötigt. Dass man sich seiner Sache sicher ist und in der Ruhe bleiben kann. Es erscheint irgendwie unnatürlich. So als dürfe dann niemand mehr die Hand halten, oder einen zum ausweinen in den Arm nehmen. Was natürlich Unsinn ist. Es geht nur darum von dem Gefühl weg zu kommen andere Meinungen etc zu benötigen. Man kann sie hin zu ziehen, aber sich trotzdem nur vom eigenen Gefühl leiten lassen. Es kann eine unglaubliche Stärke werden, wenn man sich selbst genügt. Keine Angst davor hat, allein ins Restaurant oder ins Kino zu gehen. Wer sagt denn, dass man dies besser nur in Gesellschaft machen soll?
Ich für meinen Teil esse gern mal in Ruhe was feines alleine im Restaurant, ohne zwischen Kauen und Schlucken beifällig zu brummeln, weil der andere was gefragt hat. Einfach für sich in Ruhe etwas essen, spazieren, oder auch in die Ferien fahren. Das kann unheimlich befreiend sein. Menschen, die fähig sind mit sich allein zu sein befinden sich oft in besserer Kraft als die Menschen, die sich von anderen in verschiedenen Bereichen abhängig machen. Sie haben die innere Ruhe und Sicherheit, das zu tun was sie möchten.Und dies ganz bewusst und ohne Ablenkung,was wiederum zur automatischen Tankfüllung der eigenen Seelenkraft führt.

Wenn man es geschafft hat, mit sich allein sein zu können, ist man völlig frei von Erwartungen gegenüber eines Partners, Kindern, Freunden, Familie. Weil man sich selbst genügt, braucht man keine Gegenleistung von jemand anderem um sich gut oder besser zu fühlen. Ist man jedoch aufs Echo von anderen angewiesen, ist auch die Gefahr viel grösser von externen schlechten Stimmungen überrollt zu werden. Man hat dann wie eine Tür offen, als Verbindung nach aussen zu anderen Menschen. Und dieses Tor ist dann auch für negative Energien offen. Kann man diese Tür schliessen, löst man sich aus Abhängigkeit und schützt sich vor anderen Energien. So wiederum werden Herz und Seele enorm gestärkt, was zur Folge hat, dass kommen kann was will; man weiss immer „ich kann alles schaffen“.

© Martina Christen, 36 Jahre alt, Mutter von drei Kindern und tätig als Pflegefachfrau. Schreiben und Aufenthalte in der Natur, sind meine Favoriten um zur Ruhe zu kommen.

Engelwege

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