Swami Purnachaitanya: Macht dein Geist auch, was er will?

Inneren Frieden in der Krise finden
Die Welt, wie wir sie kennen, ändert sich im Eiltempo. Das Ausmaß und die Auswirkungen so vieler  Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert werden, beeinflussen unsere Gesundheit, Produktivität und letztlich auch unser Glück und unseren inneren Frieden. In Zeiten wie diesen fühlen sich wahrscheinlich die meisten Menschen gestresst, haben große Ängste oder werden in manchen Fällen gar depressiv. Und wir müssen jetzt mehr als je zuvor den Blick nach innen wenden, um Kraft zu finden, unsere Aufmerksamkeit zu fokussieren und Seelenfrieden zu erfahren. Ich zeige dir, wie du mit ihnen umgehen und sie überwinden kannst, indem du durch Meditation deine zerstreuten Gedanken besänftigst und deine Energie wieder darauf lenkst, im Jetzt zu sein, während du deine mentale Widerstandsfähigkeit stärkst.

Die Idee dahinter ist, die sich ständig verändernde Außenwelt zu akzeptieren, während man die eigenen, inneren Energiereserven aufbaut, um besser mit ihr umgehen zu können. Das heißt nicht, dass du vor dem, was geschieht, wegläufst oder so tust, als würde nie etwas Schlimmes passieren. Es heißt auch nicht, dass du dir einredest, alles wäre in Ordnung, um dich besser zu fühlen. Es geht darum, endlich zu verstehen, wie unser Geist funktioniert und wie man ihn lenken kann, sodass du ihn transzendieren kannst und so zu der einen Quelle des Friedens, des Glücks und des Halts gelangst, die unberührt und unverändert bleibt.

Man kann einen guten Job, eine glückliche Familie und viele andere Dinge haben, die man sich einmal gewünscht hat, und es trotzdem schwierig finden, abends einzuschlafen. Egal, wie oft man sich selbst sagt, dass es keinen Sinn ergibt, sich über die Präsentation am nächsten Tag Sorgen zu machen. Egal, wie sehr man einer guten Freundin auch nahelegt, endlich den Ex- Freund zu vergessen, der mit ihr Schluss gemacht hat, weil sich alle einig sind, dass sie ohne ihn besser dran wäre. Tief in unserem Inneren wissen wir alle, dass es nicht ganz so einfach ist. Sie würde ihn auch gerne vergessen, hinter sich lassen, glücklich sein und das Leben wieder genießen, aber wie? Man kann sich selbst erklären, dass man loslassen muss, aber meistens hört unser Geist nicht auf uns – kein bisschen! Genau deshalb funktioniert sogenanntes „positives Denken“ oder der angestrengte Versuch „achtsam zu sein“ nicht – sie können den Stress sogar noch verstärken und den Geist ermüden.
Was aber, wenn dieses unberechenbare Ding gar nicht unberechenbar ist? Was, wenn es Gesetze gibt, die unseren Geist steuern, feste Regeln, die uns, wenn wir sie einmal richtig verstehen, helfen können, unseren Geist erfolgreicher zu steuern? Wenn du dir dein Leben genau ansiehst, wirst du sehen, dass dein Geist womöglich das größte Hindernis ist, das zwischen dir und einem glücklichen, friedlichen Leben steht.

DEIN GEIST BLEIBT NUR UNGERN BEI DIR

Wenn du deinen Geist genau beobachtest, wird dir auffallen, dass er ungern bei dem bleibt, was du gerade tust. Er zieht gern Kreise, ob in Richtung Vergangenheit oder Zukunft. Halte einfach für einen Augenblick inne und beobachte, was geschieht. Während du dies liest, hast du dich vielleicht an etwas erinnert, was du heute noch erledigen musst, oder du hast von einem anderen Du geträumt, das in der nahen Zukunft ohne Stress, Sorge und Unsicherheit lebt. So viele vergangene Ereignisse oder Menschen sind in deinem Kopf aufgetaucht und das ohne deine Erlaubnis. Das Interessante daran ist, dass unser Geist kaum Zeit im gegenwärtigen Moment verbringt und wir uns dessen meistens gar nicht bewusst sind. Erst wenn wir einen Fehler machen, uns zum Beispiel beim Teekochen heißes Wasser über die Hand schütten oder mit unserem Zeh am Sofatisch anstoßen, wird uns klar, dass wir „geistesabwesend“ waren. Weil wir im Geiste nicht wirklich bei dem sind, was wir gerade tun, machen wir Fehler, verrichten Arbeiten halbherzig und erhalten mittelmäßige Ergebnisse – nicht nur in der Arbeit, sondern auch in unseren Beziehungen.
Niemand macht sich gern Sorgen über die Zukunft, und niemand hängt gern in der Vergangenheit fest. Das Problem ist, dass unser Geist nicht auf uns hört. Oft scheint es sogar so, als hätte er etwas gegen uns. Je angestrengter man versucht, nicht an jemanden zu denken, desto öfter taucht die Person in unseren Gedanken auf. Je angestrengter man versucht, sich an etwas zu erinnern, desto unwahrscheinlicher wird es, dass man sich tatsächlich erinnert. Sobald man aufhört, sich anzustrengen, taucht es plötzlich wieder auf. Fast, als ob unser Geist uns zeigten wollte, wie sinnlos all die Anstrengung war, sich erinnern zu wollen. Haben sich nicht schon die meisten von uns gefragt, ob Gott vielleicht etwas gegen uns hat, wenn wir uns, kaum haben wir den Prüfungssaal verlassen, plötzlich wieder klar und deutlich an all das erinnern, was wir in den vergangenen Tagen gelernt haben, all das, was uns kurz zuvor beinahe auf der Zunge lag, aber eben knapp außer Reichweite war? Dies ist nur eines von vielen Beispielen dafür, wie wenig wir unseren Geist verstehen und wie wenig wir ihn unter Kontrolle haben.

10-MINUTEN-ÜBUNG

Setz dich in Ruhe hin und nimm dir einen Augenblick, um dir den heutigen Tag und die letzten paar Tage durch den Kopf gehen zu lassen. Welche Dinge haben deinen Geist beschäftigt, während du anderes getan hast? Welche Dinge oder Menschen belasten dich oder führen dazu, dass du dich ärgerst, unwohl fühlst oder sorgst? Schreib alles auf, eins nach dem anderen. Nimm dir Zeit, wirklich in dich zu gehen. Wenn dir nicht viel einfällt oder du gerade an nichts denken kannst, dann beobachte deinen Geist am nächsten Tag und notiere dir, wann immer er an etwas hängen bleibt, das in der Vergangenheit oder der Zukunft liegt.

Jetzt sieh dir all die Dinge an, die du aufgeschrieben hast, eines nach dem anderen, und frage dich, warum du ihnen so viel Bedeutung zukommen lässt. Dir wird auffallen, dass dein Ärger, deine Traurigkeit und deine Frustration über Vergangenes sowie deine Ängste und Sorgen über die Zukunft auf den Erfahrungen und Vorstellungen beruhen, die du über die Jahre gesammelt hast.

Wach auf und mach dir bewusst, dass die Vergangenheit vorbei ist. Was auch immer geschehen ist, was auch immer jemand zu dir gesagt hat oder dir angetan hat, ist vorbei. Sie ist jetzt nichts weiter als ein Traum, und die einzige Macht, die sie über dich hat, ist die, die du ihr gibst. Je eher du die Vergangenheit loslassen kannst, desto eher wirst du dich von den Gefühlen hinter den Ereignissen befreien, die deinen Geist beunruhigen, und desto freier wirst du sein.

Schließ jetzt für einen Moment die Augen und lass bewusst deine ganze Vergangenheit los. Lass alles los; das Gute, das Schlechte, das Richtige und das Falsche. Lass deine Identität los und alles, was du über dieses Leben und diese Welt zu wissen glaubst. Lass all deine Erfahrungen los. Fühl dich, als wärst du gerade erst auf diese Welt gekommen, als wärst du ein unbeschriebenes Blatt Papier. Du hast keine Vergangenheit, keine Pläne für die Zukunft, keine Ziele, Ängste oder Vorstellungen davon, wer du bist oder wie die Dinge sein sollten. Lass deine ganze Vergangenheit los und werde dir bewusst, wie leer und ruhig dein Geist wird, und wie frei du dich gerade fühlst.

 

Den kompletten Artikel gibt es im ENGELmagazin Januar/Februar 2023

Engelwege

Beatrice Weise-Kühn: Mondgöttin

Sei gegrüßt du wundervolle Mondschwester. Wir befinden uns in einer Zeitqualität des Erwachens. Das wahrnehmen und fühlen ...

Meist gelesen